Ja, auch wir haben uns heuer der Herausforderung gestellt, unsere schöne Stadt in 24 Stunden auf 24 Etappen zu umrunden ✌️ Ziel dieser vom Wiener LV mitorganisierten Aktion war es, die 120 Kilometer des offiziellen rundumadum-Wanderwegs der Stadt Wien schneller als sonst üblich zu bewältigen.
In einem Pfadfinderjahr, das coronabedingt durch eine hohe Bildschirmaktivität und von vielen Verschiebungen und Absagen geprägt gewesen ist, war die Motivation innerhalb der Gruppe deutlich zu spüren, gemeinsam an dieser größeren Pfadi-Aktion mitzumachen.
So kam es, dass letztes Wochenende die Halstücher entmottet, die Wanderschuhe imprägniert und die Wanderstöcke gespitzt wurden.
Ausgestattet mit unserem Maskottchen „Dino“ und einem GPS-Tracker starteten wir am Samstag pünktlich um 09:00 Uhr in Nußdorf unsere Staffelwanderung. Bei der Passage Nußdorfer Platz, knapp nördlich der gründerzeitlichen Schemerlbrücke, marschierten vier junge hochmotivierte 19erinnen los, um den Leopoldsberg über den steilen Nasenweg zu erklimmen; über den Kahlenberg ging es weiter Richtung Cobenzl. Mit breitem Lächeln und einer einzigen Schweißperle auf der Stirn wurde diese erste Etappe mit links geschupft.
Direkt am Weingut Cobenzl wurde „Dino“ an zwei offensichtliche Bergläufer übergeben, die auf der nächsten Etappe über den Hermannskogel bis zum Häuserl am Roan so nebenbei 33 Minuten auf die Durchschnittszeit gutmachten; drei andere Pfadfinder-Teams konnten beim Überholen einen kurzen erfrischenden Fahrtwind spüren, für den sie ganz dankbar waren.
Für die dritte Etappe Richtung Marswiese wurden sich gleich vier Beine zur Unterstützung geholt; zum Glück sah das Organisationskomitee darin keine Wettbewerbsverzerrung, weshalb „Percy“ mit „Dino“ auch weiterhin unsere tierische Speerspitze bilden durfte. Am Hameau, einer durchaus vertrauten Gegend für PfadfinderInnen, wurde kurz gerastet, um danach auf der Schwarzenberg-Allee dem nächsten Übergabeort entgegenzueilen.
Auf der vierten Etappe ging es über den Schottenhof und der Jubiläumswarte bis zur Feuerwache Am Steinhof; auf dem Weg dorthin wurde nicht nur das ein oder andere Schlammbädchen genommen, sondern auch freudig Bekanntschaft mit einem gleichaussehenden vierbeinigen Teilnehmer der Gruppe 80 geschlossen, der die Etappe in die entgegensetzte Richtung lief.
Auf der nächsten Etappe Richtung Bahnhof Hütteldorf konnte die Gruppe nun endlich ein wenig Heimvorteil genießen, stellen doch die Steinhofgründe und der Dehnepark immer wieder beliebte Heimabend- und Ausflugsziele unserer Stufen dar.
In Hütteldorf hieß es dann: „Mahn, übernehmen Sie!“ Von dort ging es über das Nikolaitor in den Lainzer Tiergarten hinein. Schon beim Rohrhaus war das flotte Tempo von unseren zwei 19erinnen einem Team der Kolonne Dreimarkstein nicht ganz geheuer; trotz aller Bemühungen Schritt zu halten, konnten sie ab der Hermesvilla nur noch die Rucksäcke unserer Läuferinnen sehen, die bis zum Lainzer Tor immer kleiner wurden.
Beim Lainzer Tor übernahm ein weiteres Familiengespann den „Dino“. Diese längste Etappe mit 10,4 Kilometern war für unseren weiblichen Gast aus Basel dank alpinen Höhentrainings kein Problem; nach dem Passieren des Gütenbachtors und des Pappelteichs konnte die kniffligste Passage dieser Etappe, die Fußgängerampel beim Kalksburger Kirchenplatz, dank genialen Timings gemeistert werden. Vorbei an den idyllischen renaturierten Ufern des Liesingbachs, konnte „Dino“ bei der Liesingbrücke in der Paul-Katzberger-Gasse an das nächste hochmotivierte Zweierteam übergeben werden.
Mit der Etappe 8 ging es mitten in den Urban Jungle hinein; den Liesingbach weiter begleitend ging es am Industriegelände Liesing vorbei, bis die markante Skyline von Alterlaa am Horizont auftauchte.
Von dort begann Etappe 9 mit der Unterführung der Altmannsdorfer Straße; zwischen den beiden Ziegelteichen Steinsee und Schlosssee hindurch, konnte man kurz darauf auch das leise Rauschen des Knoten Inzersdorf vernehmen.
Südlich des Wienerbergteichs begann Etappe 10, die mit Klassikern wie der Laxenburger Straße, der Südosttangente (Looping inklusive!) und der Per-Albin-Hansson-Siedlung aufwarten konnte. Durch den Volkspark Laaerberg hindurch war es dann nicht mehr weit bis zum nächsten Übergabeort in der Bitterlichstraße; nach diesen 16 Kilometern purer Stadtluft haben es sich unsere beiden Großstadt-Läufer verdient die Füße zufrieden auszustrecken.
Pünktlich zur Primetime um 20:15 begannen zwei altbekannte 19erinnen mit Etappe 11, die offensichtlich nicht genug vom runumadum-Wandern bekommen konnten. Vom Laaerberg ging es für die beiden Läuferinnen südöstlich weiter bis zur Ostbahnbrücke und von dort zum Zentralfriedhof hinüber; aufgrund der späten Stunde konnten sie den Friedhof nicht queren, sondern mussten eine vorgegebene Ausweichroute nehmen.
Etappe 12 führte die beiden über die Kaiser-Ebersdorfer-Straße und unter die A4 hindurch, bis sie auf der Freudenauer Hafenbrücke nahtlos mit Etappe 13 beginnen konnten. Über das Kraftwerk Freudenau ging es auf die Donauinsel, von dort über die Steinspornbrücke zum Biberhaufenweg; hinter den Bahngleisen beim „Roten Hiasl“ gaben sie „Dino“ schließlich weiter und machten danach ausnahmsweise nun doch Feierabend.
Etappe 14 führte mitten in den Nationalpark Donau-Auen hinein; bei kräftigem Wind ging es einmal um die Dechant-Lacke herum, an der sich bei Tageslicht VertreterInnen der Freikörperkultur tummeln. Bei der Überquerung des Josefstegs, einer breiten Holzbrücke, konnte man trotz des Windes das fröhliche Quaken und Zirpen der im sumpfartigen Gelände lebenden Fauna vernehmen.
Der nachfolgende Treppelweg neben der Panozza-Lacke machte ganz besonders viel Spaß, da dort das flotte Gehen aufgrund umgestürzter Bäume (im Nationalpark selbstverständlich unberührt belassen) durch Klettern und im Schilf Waten ersetzt werden musste; dieser Hindernisparcours machte das Suchen von Baum-Markierungen relativ sinnlos, weshalb man sich erst wieder durch das Erblicken des „Knusperhäuschens“, einem einschlägigen Imbiss-Etablissement, des richtigen Weges sicher sein konnte. Bei einsetzendem Regen wurde „Dino“ schließlich an ein äußerst sympathisches Paar übergeben.
Etappe 15 führte zunächst um das beschauliche Zentraltanklager Lobau herum, bevor es wieder in die Donau-Auen hineinging.
Um die Geisterstund herum ging es mit Etappe 16 am Nationalparkcamp Lobau vorbei; entlang des Großenzersdorfer-Arms passierte unser sportliches Paar laufend alte Napoleon-Schanzen, bevor es an der Eßlinger Furt mit Etappe 17 weiterging.
Durch die schachbrettartigen Parzellen von Essling ging es über die Esslinger Hauptstraße Richtung Himmelteich, wo „Dino“ an zwei junge Rover übergeben wurde.
Deren Etappe führte auf der Ostbahnbegleitstraße um die Seestadt herum; über den Bahnhof Aspern Nord ging es an Feldern vorbei bis zur Breitenleer Straße, wo „Dino“ an einen Familienclan übergeben wurde.
Etappe 19 führte die Family durch (das offensichtlich pflanzenverliebte) Breitenlee; nach Agavenweg, Azaleengasse, Oleandergasse und Thujaweg wurde die S2 auf einer grünen Brücke überquert. An diversen Baggerseen Süßenbrunns vorbei wurde schließlich die Kreuzung Wagramer Straße-Bettelheimstraße erreicht, wo nahtlos die nächste Etappe begann.
Nach dem Süßenbrunner Schloss und dem Citygolfplatz ging es über die Nordbahngleise auf den Elfingerweg; an der Grenze zu Niederösterreich entlang ging es schnurstracks zum Bahnhof Gerasdorf, wo Etappe 21 begann.
Um Gerasdorf zu durchqueren musste kurzzeitig das Wiener Stadtgebiet verlassen werden; am beschaulichen Gerasdorfer Badeteich vorbei ging es über den Marchfeldkanal, wo bereits das Einsetzen der Morgendämmerung beobachtet werden konnte. Nach dem Übersetzen ins Wiener Stadtgebiet dauerte es nicht mehr lange, bis „Dino“ an der Brünner Straße an ein gut ausgeschlafenes Pärchen übergeben werden konnte und damit der nächtliche Familienausflug beendet war.
Etappe 22 führte an Stammersdorfer Weinreben vorbei und zog unterhalb des Bisambergs eine kleine Schleife über den Magdalenenhof; die aufgehende Sonne lud zum kurzen Verweilen ein, bevor es die Senderstraße hinab zum Steinernen Kreuz ging.
Etappe 23 ließ unser junges Paar einige Weinkeller passieren, bevor es nach Strebersdorf in wieder dichter verbautes Stadtgebiet hineinging; an der Einzingergasse wurde „Dino“ an ein junges, hungriges, sechsköpfiges Team übergeben, das auf der abschließende Etappe keinerlei Kompromisse eingehen wollte.
Die letzte Etappe verlief ein Stückerl am Marchfeldkanal entlang, bevor man am Hubertusdamm die Donauufer-Autobahn überqueren konnte; über die Jedleseer Brücke ging es auf die Donauinsel, von wo aus schon das endgültige Ziel am gegenüberliegenden Donauufer ins Auge gefasst werden konnte. Über den Steinitzsteg gelangte das Team wieder auf die hiesige Donauseite, über den Nußdorfer Steg überquerten sie den Donaukanal.
Spätestens ab da gab es kein Halten mehr: Die Nußdorfer Lände hätte sich noch so lange strecken können, um 07:40 „flogen“ unsere Abschlussläufer geradzu mit wehenden Fahnen durchs Ziel – 1 Stunde und 20 Minuten früher als angedacht ?
Unterm Strich bleibt zu sagen: eine super Teamleistung und ein interessantes Event!
„Dino“ erholt sich seit dem Wochenende im Pfadi-Heim und wird seiner Besitzerin sicherlich so einiges erzählen können.
Und wer weiß, vielleicht geht die Gruppe 19 auch nächstes Jahr wieder rundumadum ?